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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

Coming to America


America Olivo Interview


Mit Filmschönheiten ist das so eine Sache. Unnahbar, ätherisch oder künstlich versprühen Sie ihre Gott- oder chirurgisch-gegebene Aura von der Leinwand. Der Eindruck herrscht vor, dass diese Ausstrahlung auch in der Realität alle regulären Aktivitäten in einem Umkreis von zwei Kilometern augenblicklich erstarren lässt. America Olivo reißt solche Grenzen bewusst selbst ein. Das Playboy-Cover Girl und Oben-Ohne-Opfer Amanda aus "Freitag der 13." besitzt die charmante Plapperigkeit einer aufgeregten Teenagerin gepaart mit einem ansteckend fröhlichen Gemüt, das einfach nur entwaffnend ist. Über ihren neuen Film "Bitch Slap" plauderte sie mit Kay Pinno.

DVDROME: Wie gefällt’s dir denn hier mit den deutschen Horror-Fans?

America Olivo: Das macht mir unheimlich Spaß. Ich habe ja gerade erst nach FREITAG DER 13. angefangen, Conventions zu besuchen. Ich war schon auf der ComicCon und kannte die Atmosphäre nur selbst als Fan. Aber von der anderen Seite macht es auch Spaß. Die Geschichten von den Dreharbeiten von FREITAG DER 13. oder meinen anderen Genre-Filmen, die gerade erscheinen, wie NEIGHBOR, THE LAST RESORT oder auch jetzt BITCH SLAP, ein Comedy-Action-Exploitation Film, zu erzählen. Diese Convention ist aber einzigartig. Sie ist in Deutschland und das ist (spricht deutsch) ‚fantastiiiesch’. Das ist mein neues Lieblingswort. (lacht) Und ich bin wirklich über die guten Reaktionen überrascht. In Amerika ist die Publicity für die Filme natürlich größer, aber so ganz habe ich die Internationalität des Werberummels noch nicht verarbeitet, wie populär FREITAG DER 13. und jetzt auch BITCH SLAP werden. Wir waren schon auf dem Toronto Filmfestival, jetzt sind wir hier und danach geht’s weiter nach Skandinavien, weil dort BITCH SLAP als erstes anläuft. Aber ich hoffe natürlich auch, dass der Film hier erfolgreich wird.

DVDROME: Wie ist denn deine Beziehung zu Genre-Filmen im Allgemeinen. Magst du Horrorfilme überhaupt?

America Olivo: Als Kind absolut! Alles war da super, was verboten ist. Und Horrorfilme waren natürlich verboten. Aber ich habe die Filme natürlich trotzdem geguckt. Und das hat es natürlich nur noch viel besser gemacht. Ich bin ein großer Fan der POLTERGEIST- und natürlich auch FREITAG DER 13.-Filme. Die schaue ich heute immer noch. Aber auch Kubrick’s UHRWERK ORANGE hat mich fasziniert, als ich jünger war. Die ganzen Remakes der Klassiker haben jetzt diese Nostalgie wieder zurückgebracht, die ich als Kind hatte, als ich die Originalfilme gesehen habe. Mit den neuen Effektmöglichkeiten von heute und der Nostalgie von damals lässt sich wirklich Fantstisches im Genre anstellen. Besonders die geschickte Vermischung der Genres, z.B. von Komödie und Horror wie in SHAUN OF THE DEAD oder Drama, Liebe und Horror wie in SO FINSTER DIE NACHT habe ich im Auge und finde das spannend.

DVDROME: In Genre-Filmen werden Frauen ja eher einseitig als sexy Opfer eingesetzt. Siehst du das kritisch oder eher belustigt?

America Olivo: Das ist ja ganz natürlich. Wenn du ein Besetzungsleiter, Produzent oder Regisseur bist, der seinen Film gut besetzen will, dann liest du das Skript gut durch und suchst dir Leute, die vielleicht schon mal in ähnlichen Rollen aufgetaucht sind. So bearbeitest du dein Skript. So kriegst du halt immer wieder Angebote für die gleiche Art von Rolle. Das ist ganz natürlich. Wenn du dann aber in direkter Beziehung zu den Leuten im Business stehst und du ihnen zeigst, dass man mit dir gut arbeiten kann, dann lernen sie dich und deine Persönlichkeit auch besser kennen. So haben die Regisseure, mit denen ich gearbeitet habe, auch erkannt, dass ich nicht nur das sexy Oben-Ohne-Mädchen bin, sondern auch Spaß an Comedy habe und mal richtig albern oder „tough“ bin. So ist das mit BITCH SLAP passiert. Der Regisseur hatte mich in anderen Sachen gesehen und dachte, dass ich die Rolle im Film gut spielen könnte. Ich wusste nicht mal, ob ich die Rolle spielen könnte, aber er hat’s gesehen. Und ich kam zum Set und ganz plötzlich war ich die taffe, männerhassende Lesbe und das habe ich noch nie gespielt!

DVDROME: Im Trailer heißt du Psycho-Slut…

America Olivo: (doch etwas schüchterner) Ich bin Psycho Slut (schmunzelt). Da gibt’s natürlich immer noch die Sexualität, aber es ist ja auch ein Exploitation-Film. Das ist aber eine andere Seite davon. Du kommst halt nur über die persönlichen Beziehungen, die du aufbaust, aus diesem einseitigen Kreislauf heraus. So mache ich demnächst zum ersten Mal eine Komödie. Aber ich glaube diese Art der Wahrnehmung ist sehr menschlich. Ich mache das ja auch mit allen anderen. Deshalb kann mich das auch nicht frustrieren.

DVDROME: In BITCH SLAP spielst du und deine Kolleginnen ja sehr typische Exploitation-Rollen. Aber es scheint, als hättet ihr damit eine Menge Spaß gehabt?

America Olivo: (lacht) Ich kann dir erzählen, dass das sicherlich die härteste Arbeit war, die ich je gemacht habe. Am Set waren wir mit Blut, Matsch, Schweiß, Maden – alles in echt und falsch – eingedeckt. Es gab Verletzungen und blauen Flecken. Ich kann dir gar nicht klar machen, wie anstrengend es in der Hitze der Wüste war. Es ist ein so seltsames Gefühl, etwas so physisch anstrengendes aber gleichzeitig auch so spaßiges Erlebnis durchzumachen. Da kriegt man mal mit, was Jungs sonst so durchmachen. Die dürfen hart spielen. Aber wir Mädchen müssen unsere Fingernägel sauber halten. Bei diesem Dreh war ich vollkommen dreckig und habe mich wie ein Junge in dem Alter gefühlt, wo Sie noch sagen „Keine Mädchen erlaubt“, wenn so gespielt wird.

DVDROME: Wie war denn das Zusammenspiel mit deinen Co-Stars? Gab es eine große Konkurrenz am Set?

America Olivo: (lacht) Ach Nein. Wir veralbern uns nur ständig mit dem Konkurrenzgetue, weil wir nicht wirklich so sind. Das ist einfach wie in bestimmten Freundeskreisen, in denen man einfach eine bestimmte Rolle annimmt. Wir haben unsere Freundschaft wirklich aus unseren Charakteren gebaut, weshalb die Charaktereigenschaften auch mal im realen Leben durchkommen. Erin (Cummings), die Hel spielt, ist der Boss. Im Film ist sie das Gehirn und in den Interviews spricht vornehmlich sie. Julia (Voth) spielt die Schöne im Film, deshalb drängen wir sie auch dazu, sich so zu verhalten. Hey, bring uns doch mal in den Club da rein. Sei sexy und bring uns schnell an der Schlange vorbei. Sie sagt dann immer OK und verhält sich genau wie im Film. Ich bin dann die Muskeln, die die ständig sauer und angepisst ist, eine echte „Loose Cannon“. Bei mir schießt alles ungefiltert aus dem Mund – oft unpassend – und das ist auch in Interviews so. Alles zu groß, zu laut und die Leute wollen mich am liebsten irgendwo wegschließen. Ich bin als die Verrückte. Da gibt’s also keine echte Konkurrenz, weil wir doch sehr verschieden sind.

DVDROME: Wie war denn das Arbeiten mit Kevin Sorbo in BITCH SLAP?

America Olivo: Er war absolut großartig. Er ist wirklich ein echt lustiger Typ. Inzwischen ist er ein echter Freund geworden. In BITCH SLAP sind alle gute Freunde geworden. Wir haben jetzt schon Reunions, obwohl der Film noch gar nicht draußen ist. Sorbo und seine Familie sind wirklich die nettesten Leute. Er und auch Michael Hurst, der die andere Hauptrolle spielt, sind wirklich megalustig. Am Set von HERCULES muss es immer so hoch her gegangen sein. Auch XENA – Lucy Lawless – ich spiele ja eine Szene mit ihr und auch mit Renée O’ Connor. Und die sind wirklich so lustig. Ich bin echt geehrt, dass ich mit ihnen allen spielen durfte. Es war echt cool.

DVDROME: Du hast ja auch bei richtig großen Produktionen wie IRON MAN oder TRANSFORMERS 2 mitgewirkt. Wie unterschiedlich ist das Arbeiten dort?

America Olivo: Also hier mal der Schnelldurchlauf für Independent Filme vs. Studio-Filme. Bei Independent-Produktion arbeiten alle aus Passion und aus Liebe für die Filmkunst – aber nicht, dass das bei Studioproduktionen nicht so ist. Nur bei Independent-Filmen gibt’s so gut wie kein Geld, also bist du wirklich aus Liebe dabei. Und alle stecken viel mehr Zeit in so ein kleines Projekt, jenseits von einem größeren Verdienst, den sie bei einem Studiofilm hätten. Man hat diese echte Kameradschaft mit den Leuten, die wirklich alles geben. Das muss man auf einem ganz anderen Level anerkennen. Man ist dabei, um es passieren zu lassen. Das ist anders. Und du hast natürlich nicht die großen Annehmlichkeiten wie Stand-Ins oder das zweite Drehteam. Du arbeitest die ganze Zeit und bist in jeder Szene dabei. Und wenn du mal nicht arbeitest springst du für andere ein, weil keiner für die Beleuchtung da ist oder Dreck dahin geschaufelt werden muss, wo er eben hingeschaufelt werden muss. Es ist echt anstrengend. Aber am Ende des Tages ist es wirklich lohnenswert. Aber die Studiofilme sind halt die Filme, die deine Miete zahlen.

DVDROME: Hast du eigentlich bei TRANSFORMERS Michael Bay getroffen?

America Olivo: Ja klar. Er ist ein Freund geworden. Deswegen habe ich TRANSFORMERS gemacht. Er hat ja FREITAG DER 13. produziert. Meine erste Bekanntschaft mit ihm machte ich über das Telefon. Er war sehr besorgt, dass es Respektsprobleme am Set gab. Es war mein erster Tag. Und es gab ein Durcheinander wegen dem Mädchen, das ich am Set ersetzen musste. Es gab Probleme, weil sie ihr Top ausziehen sollte. Und sie hatte sich damit vertraglich einverstanden erklärt. Aber bei der Oben-Ohne-Szene überlegt sie es sich plötzlich doch anders, was man dann eben nicht tun sollte. Und die Produzenten waren sich einig, dass es jugendgefährdende Nacktheit zu sehen geben sollte. Als ich also bei BITCH SLAP arbeitete, rief mich einer meiner Freunde an, der am Set von FREITAG DER 13. arbeitete. Nick Mennell, der den Mike dort spielte. Ich hatte die richtige Größe für die Kostüme und auch die richtige Frisur. Das war wichtig, da schon einige Overhead-Aufnahmen des anderen Mädchens gemacht worden waren. Also bin ich zur Besetzungschefin gegangen und habe ein Tape gemacht. Das wird in letzter Sekunde zu Michael Bay geschickt, der sowie schon angestresst ist, weil bereits zwei Leute vom Set gefeuert wurden. Und Marcus Nispel war auch schon fertig, weil er sich die ganze Zeit mit dem anderen Mädchen auseinandersetzen musste. Meine erste Begegnung mit ihm war „Keine Peek-a-boo Scheiße, wir wollen alles sehen!“. Und ich kam ja gerade von BITCH SLAP und wusste Bescheid. „Ja alles klar, ich weiß.“ (stöhnt leicht gespielt). Und Michael kam dann zur Mittel-Party und nahm mich auch in seinem Privatjet mit. Als ich dann auf meinem Weg nach New York durch Philadelphia kam, lief gerade die TRANSFORMERS Kick-off Party und Michael lud mich ein, einen kleinen Cameo mit Shia zu machen. Er war echt nett zu mir. Wirklich klasse.

DVDROME: Du bist ja nun ein Playboy-Covergirl gewesen und auch noch in der FREITAG DER 13. Familie gelandet. Wie hat das dein Leben verändert?

America Olivo: Jetzt habe ich einfach eine Menge mehr Familie. Ich wusste eigentlich nichts über Playboy, außer dass es dieses bekannte Magazin ist. Ich habe nie eins gelesen. Das ist nun irgendwie wie Familie, aber die Leute fragen mich so viel über Playboy, aber ich hatte überhaupt keine Ahnung. Ich habe nun das Hauptquartier in Chicago gesehen. Das ist so erstaunlich. Die ganze Kunst, die Hugh Heffner über die Jahre zusammengetragen hat. Er ist sogar dafür verantwortlich, dass Künstler, angefangen von Andy Warhol, ihre eigene Kunst entwickeln konnten, die er auch in den Heften verewigte. Es ist eine Ehre, ein Teil davon zu sein. Bei FREITAG DER 13. ist es ähnlich. Ich war ein Fan und habe mich da reingestürzt, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, was das bedeutet. Erst als ich auf der ersten Convention war. Und das war eine reine FREITAG DER 13.-Convention. Ich habe mich umgesehen und mein Kiefer klappte runter. Weil die Leute mich erkannten und sagten: „Hey, du bist Amanda aus FREITAG DER 13“. Da war ich plötzlich genauso aufgeregt wie die Fans. Da vergisst man, dass man in seinem eigenen Körper steckt. Es ist wirklich verrückt.

30.11.2009

Kay Pinno.